Willy Brandt war der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er amtierte von 1969 bis 1974 und wurde bereits zu Lebzeiten zur Legende. Wir stellen Euch den Ex-Bundeskanzler vor und verraten Euch fünf erstaunliche Fakten über sein Leben.
Steckbrief
- Name: Willy Brandt (ursprünglich: Herbert Ernst Karl Frahm)
- Geboren: 18.12.1913 in Lübeck
- Gestorben: 08.10.1992 in Unkel
- Beruf: Politiker, Journalist
- Verheiratet: von 1941 bis 1948 mit Anna Carlota Thorkildsen, von 1948 bis 1980 mit Rut Brandt, von 1983 bis 1992 mit Brigitte Seebacher
- Kinder: Ninja Frahm, Matthias, Peter und Lars Brandt
Willy Brandts Jugendjahre
Brandt wurde als Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren. Er war das uneheliche Kind des Lehrers John Heinrich Möller und Martha Frahm.
Seinen Vater lernte Willy Brandt nie kennen. Die uneheliche Verbindung seiner Eltern wurde in der Familie tot geschwiegen.
Seine Mutter arbeite meist sehr lang. Sie war als Kassiererin in einem Kaufhaus tätig und hatte Mühe, sich um ihren Sohn zu kümmern. Der kleine Herbert verbrachte deshalb die meiste Zeit bei den Nachbarn.
Als der Großvater Ludwig Frahm aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, übernahm dieser die Rolle des Ersatzvaters. Brandts Großvater war ein überzeugter Sozialdemokrat, der den Jungen auch politisch prägte.
Durch den Einfluss seines Großvaters zeigte sich Willy Brandt bereits als Jugendlicher politisch interessiert. So trat er 1929 in die “Sozialistische Jugend” und 1930 in die Sozialdemokratische Partei (SPD) ein.
Etwas später kehrte er der SPD den Rücken und schloss sich der stärker linksgerichteten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) an, die mit der POUM in Spanien und der ILP in Großbritannien verbündet war.
Exil in Norwegen und der 2. Weltkrieg
1933 verließ Brandt Deutschland in Richtung Norwegen, um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Als Mitglied einer sozialistischen Partei hätte ihm die Inhaftierung oder gar der Tod gedroht.
Versteckt auf einem Fischerboot soll er über Kopenhagen nach Oslo gereist sein. Im Gepäck hatte der 19-Jährige nur das Nötigste, ein paar Kleidungsstücke, 100 Reichsmark von seinem Großvater und einen Band des „Kapital“ von Karl Marx.
Zu diesem Zeitpunkt nahm er das Pseudonym „Willy Brandt“ an, das er von da an zeitlebens als Namen führte.
Die norwegischen Behörden wollten ihm anfangs kein langfristiges Bleiberecht gewähren. Brandt drohte die Abschiebung zurück nach Deutschland. Erst durch eine Intervention des Vorsitzenden der Norwegischen Arbeiterpartei, Oscar Torp, erhielt er eine fortwährende Aufenthaltserlaubnis.
Im Jahr 1937 arbeitete Brandt vorübergehend in Spanien als Journalist und Beobachter im spanischen Bürgerkrieg. Ein Jahr später entzog ihm die deutsche Regierung die Staatsbürgerschaft, woraufhin er die norwegische Staatsbürgerschaft beantragte.
Im April 1940 besetzt die Wehrmacht Norwegen. Alsbald durchkämmten deutsche Gestapobeamte norwegische Städte, um Jagt auf Exil-Deutsche zu machen. Brandt besorgte sich über einen Freund eine norwegische Militäruniform und ging freiwillig in Kriegsgefangenschaft.
Anders als die Gestapo, kümmerten sich die Wehrmachtssoldaten nicht um die Identifizierung der Gefangenen. So konnte Brandt vier Wochen unerkannt in Kriegsgefangenschaft verbringen, bevor er freigelassen wurde und sich ins neutrale Schweden absetzte.
Im August 1940 wurde Willy Brandt norwegischer Staatsbürger und erhielt einen Pass von der norwegischen Botschaft im schwedischen Stockholm, wo er bis zum Ende des Krieges lebte.
Ab 1945 berichtete er im Auftrag mehrerer skandinavischer Zeitungen als Pressekorrespondent von den Nürnberger Prozessen.
Karriere bei der SPD, Bürgermeister von Berlin
1946 kehrte Willy Brandt nach Berlin zurück. Anfangs arbeitete er dort für die norwegische Regierung. Zwei Jahre später begann er seine politische Laufbahn bei der SPD in Berlin. Zudem nahm er wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an.
Da Brandt sich gegen die sowjetische Unterdrückung der ungarischen Revolution von 1956 und gegen Chruschtschows Vorschlag von 1958, Berlin den Status einer “freien Stadt” zu verleihen, aussprach, wurde er dem rechten Flügel seiner Partei zugerechnet – eine Einschätzung, die sich später ändern sollte. Unterstützung bei seinen politischen Ambitionen erhielt er vom mächtigen Verleger Axel Springer.
Vom 3. Oktober 1957 bis 1966 war Willy Brandt Oberbürgermeister von West-Berlin, eine besonders belastende Zeit für die Stadt wegen der Errichtung der Berliner Mauer.
Durch die Teilung der Stadt entwickelte sich Berlin zu einem Zentrum der Weltpolitik. Brandt musste dem Mauerbau ohnmächtig zusehen. Er schrieb einen Brief an den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und forderte diesen zum Handeln auf.
Kennedy macht in seiner Antwort klar, dass die USA nicht gegen den Mauerbau einschreiten werden, da es sonst zu einem Weltkrieg käme. Er garantierte aber, dass die Vereinigten Staaten für die Sicherheit von West-Berlin eintreten und verlegte 1.500 US-Soldaten in die Stadt.
1963 besuchte Kennedy mit dem damaligen Bundeskanzler Adenauer die geteilte Stadt und tauschte sich intensiv mit Brandt aus. Beide hegten große Sympathien füreinander. Brandt gefiel Kennedys Geradlinigkeit, Kennedy war vom mutigen Freiheitskämpfer Brandt beeindruckt. Kennedy hielt schließlich seine berühmte Rede vor dem Schöneberger Rathaus mit dem legendären Schlusssatz: “Ich bin ein Berliner!”
Brandts politische Karriere nahm derweil weiter Fahrt auf. Im Jahr 1964 wurde er Vorsitzender der SPD. Dieses Amt begleitete er bis 1987. Bis heute hatte kein anderer Politiker in Deutschland einen Parteivorsitz so lange inne.
Außenminister und Vizekanzler
1961 wurde Willy Brandt zum SPD-Kanzlerkandidat gekürt. Allerdings verlor er gegen Konrad Adenauers konservative CDU. Doch die Christdemokraten kämpfte mit unfairen Mitteln. Der Wahlkampf war von einer Verleumdungskampagne gegen Brandt überschattet.
Die CDU versuchte Brandts Integrität in Frage zu stellen, indem sie seinen Geburtsnamen “Herbert Frahm” aufgriff und das Bild zeichnete, dass Brandt durch den Wechsel seines Namens etwas zu verbergen hätte. Zudem wurde versucht, Brandt aufgrund seiner Zeit im Exil als Drückeberger hinzustellen.
Doch Brandt ließ sich nicht beirren. Im Jahr 1965 kandidierte er erneut und verlor diesmal gegen den populären Ludwig Erhard. Das Ergebnis fiel aber deutlich knapper aus als 4 Jahre zuvor.
Alle, die Willy Brandt nun abschrieben, wurden jedoch eines Besseren belehrt. Denn Erhards Regierung war nur von kurzer Dauer. 1966 bildeten SPD und CDU eine große Koalition. Brandt wurde Außenminister und Vizekanzler. Sein politischer Aufstieg ging weiter.
Bundeskanzler mit versöhnlicher Ostpolitik
Nach den Wahlen von 1969 – erneut mit Brandt als Spitzenkandidat – wurde seine SPD stärker und bildete nach dreiwöchigen Verhandlungen eine Koalitionsregierung mit der kleinen liberalen FDP.
Jetzt war Brandt am Zenit seiner Karriere angelangt. Er wurde am 21. Oktober 1969 zum Bundeskanzler gewählt. In seiner Antrittsrede kündigte er innenpolitische Reformen und eine außenpolitische Neuausrichtung im Hinblick auf den Ostblock an. Legendär wurde in diesem Zuge sein Ausspruch: “Lasst uns mehr Demokratie wagen!“
Brandts Kanzlerschaft gestaltete sich allerdings schwierig. Seine innenpolitischen Reformvorhaben scheiterten oft an den Koalitionspartnern oder am Widerstand der Union.
Außenpolitisch hatte Brandt mehr Spielraum für seine “Neue Ostpolitik” und setzte sich für eine vorsichtige Annäherung an die DDR und eine Verbesserung der Beziehungen zur Sowjetunion, zu Polen und anderen Ostblockländern ein.
Im Dezember 1970 reiste Willy Brandt nach Warschau. Hintergrund seiner Reise war die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie zwischen Polen und Deutschland. Bei einer Kranzniederlegung vor dem Mahnmal für die Opfer des Aufstands im jüdischen Getto fiel er spontan auf die Knie, um ein Zeichen für die Aussöhnung zu setzen. Diese Geste machte Brandt nun auch international zum geachteten Staatsmann.
1971 erhielt Willy Brandt den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um die Aussöhnung zwischen Ost- und Westdeutschland und ebnete damit den Weg für einen sinnvollen Dialog zwischen der Bundesrepublik und der DDR.
Brandts Ostpolitik blieb in Deutschland dennoch sehr umstritten. Einige Deutsche betrachteten sie gar als illegal oder als Hochverrat. Mehrere Mitglieder seiner Koalition wechselten die Seiten. Im Mai 1972 hoffte die oppositionelle CDU, die Mehrheit im Bundestag zu ergattern. Sie forderte ein Misstrauensvotum, um einen neuen Bundeskanzler zu wählen.
Zur Überraschung aller scheiterte die Abstimmung äußerst knapp. Erst später wurde bekannt, dass zwei CDU-Abgeordnete vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR bestochen worden waren, um für Brandt zu stimmen.
Die Politik des Dialogs mit den kommunistischen Ländern trug jedoch dazu bei, das Bewusstsein für die Widersprüche im real existierenden Kommunismus/Sozialismus zu schärfen, und führte – zusammen mit anderen Entwicklungen – schließlich zu dessen Untergang.
Um dem Verdacht entgegenzuwirken, mit dem Kommunismus zu sympathisieren, führte Brandt eine strenge Gesetzgebung ein, die “Radikale” vom öffentlichen Dienst ausschloss (“Radikalenerlass“). Obwohl dieses Gesetz theoretisch sowohl für Extremisten von links als auch von rechts galt, wurde es fast ausschließlich auf Personen angewandt, die als Linksextremisten galten.
Guillaume-Affäre und Rücktritt
Um 1973 erhielten die deutschen Sicherheitsbehörden Informationen, dass Brandts persönlicher Assistent, Günter Guillaume, ein Spion der DDR war. Noch reichten die Beweise nicht aus, um Guillaume zu überführen. Brandt wurde gebeten, seine Arbeit wie gewohnt fortzusetzen. Er stimmte zu, nahm sogar einen privaten Urlaub mit Guillaume.
Guillaume wurde am 24. April 1974 verhaftet. Zur gleichen Zeit erschienen in den Zeitungen einige fragwürdige Behauptungen über Brandts Privatleben. Angeblich soll ihm Guillaume Frauen zugeführt haben. Brandt dachte an Selbstmord und verfasste sogar einen Abschiedsbrief. Letztlich übernahm er aber die Verantwortung und trat am 7. Mai 1974 zurück.
Guillaume wurde als Agent von Markus Wolf (Leiter der Auslandsaufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit) geleitet. Dieser behauptete später, dass der Rücktritt Brandts nie beabsichtigt war und dass die Affäre zu den größten Fehlern des ostdeutschen Geheimdienstes zählt.
Nachfolger von Brandt als Bundeskanzler wurde der Sozialdemokrat Helmut Schmidt. Bis heute wird gemunkelt, dass Brandts SPD-Kollege und langjähriger Rivale Herbert Wehner ihn zu Fall bringen wollte. Die Beweise dafür sind jedoch dürftig.
Späteres Leben
Nach seiner Amtszeit als Bundeskanzler blieb er Vorsitzender seiner Partei, der SPD. Von 1976 bis 1992 war Brandt Vorsitzender der Sozialistischen Internationale und setzte sich für die Erweiterung dieser Organisation über die Grenzen Europas hinaus ein.
1983 wurde weithin befürchtet, dass Portugal an den Kommunismus fallen würde. Brandt unterstützte die demokratische sozialistische Partei von Soares, die einen großen Sieg errang und Portugal somit demokratisch hielt. Auch in Spanien unterstützte er nach dem Tod Francos die neue legale sozialistische Partei von Felipe González.
Einer seiner letzten öffentlichen Auftritte war der Flug nach Bagdad, um sich für die Freilassung einiger westlicher Geiseln einzusetzen, die von Saddam Hussein nach der Invasion in Kuwait 1990 festgehalten wurden.
Brandt war von 1979 bis 1983 Mitglied des Europäischen Parlaments und von 1987 bis 1992 Ehrenvorsitzender der SPD.
Er verstarb im Jahr 1992 im Alter von 79 Jahren in seinem Haus im rheinland-pfälzischen Unkel.
5 erstaunliche Fakten über Willy Brandt
Willy Brandt war nicht nur ein berühmter Politiker. Sein Leben war auch von vielen bemerkenswerten Ereignissen geprägt. Die erstaunlichsten Fakten stellen wir Euch nachfolgend vor:
Brandt wurde zeitweise vom BND überwacht
Während seiner Zeit als Vizekanzler und Außenminister wurde Willy Brandt vom Bundesnachrichtendienst beobachtet. Das offenbaren Dokumente aus dem Nachlass von Reinhard Gehlen, dem ersten Leiter des deutschen Geheimdienstes. Demnach hatte der BND Informanten in die SPD-Zentrale eingeschleust.
Gehlen war im Dritten Reich Leiter der Abteilung “Fremde Heere Ost” im Reichssicherheitshauptamt. Ihm wird eine nationalkonservative, mitunter sogar eine antidemokratische Gesinnung nachgesagt. Den Sozialisten und früheren Emigranten Brandt hielt Gehlen für politisch unzuverlässig.
Bereits 1960 soll sich Bundeskanzler Konrad Adenauer beim Geheimdienstchef Gehlen nach dem Werde- und Entwicklungsgang von Willy Brandt informiert haben. Damals war Brandt Adenauers Herausforderer beim Ringen um das Kanzleramt.
Informant für den US-Geheimdienst
Aber auch Brandt soll geheimdienstlich tätig gewesen sein. Eine Spiegel-Recherche, die sich auf Erkenntnisse des Historikers Thomas Boghardt stützt, ergab, dass Brandt von 1948 bis 1952 dem US-amerikanischen Militärgeheimdienst CIC Informationen über die Gegebenheiten in der DDR zuspielte.
Brandts Berichte drehten sich um die SED- und FDJ-Jugendorganisationen sowie über politische Gefangene im sächsischen Bautzen, über Werften, Fabriken, Eisenbahnanlagen und sowjetische Kommunikationseinrichtungen.
Den Recherchen zufolge stammten die Informationen offenbar aus dem Ostbüro der SPD, das Kontakte zur Sozialdemokratischen Partei in den sowjetisch besetzten Gebieten und später in der DDR unterhielt. Ob die damalige SPD-Führung über Brandts Tätigkeit als Informant im Bilde war, ist unklar.
Willy Brandt hatte mehrere Tarnnamen
Wie bereits erwähnt, lautete Brandts ursprünglicher Name Herbert Frahm. „Willy Brandt“ war ein Pseudonym, das er als Schutz vor der Verfolgung durch die Nazis bei seiner Flucht nach Norwegen annahm. Brandt (bzw. Frahm) führte allerdings noch weitere Tarnnamen.
Im Jahr 1936 verließ Brandt kurzzeitig Norwegen und besuchte für zwei Monate Deutschland, wo er sich als norwegischer Student namens „Gunnar Gaasland“ ausgab. Hierbei handelte es sich eigentlich um den Namen eines Freundes von Brandt.
Zudem arbeitete Brandt während seiner Zeit im norwegischen Exil für die Zeitung „Arbeiderbladet“. Dort verfasste er unter dem Pseudonym „Felix Franke“ Artikel, in denen er zum Aufstand gegen die Nazis aufrief.
Ermittlungen wegen Hochverrats
1939 erfuhren die NS-Behörden, dass ein verhaftetes Mitglied der Sozialistischen Arbeiter Partei (SAPD) den Psychoanalytiker Wilhelm Reich und Willy Brandt auf einer Partei-Konferenz in Schweden angetroffen hatte. Infolgedessen wurde gegen Brandt und Reich eine Voruntersuchung bezüglich einer “Vorbereitung zum Hochverrat” eingeleitet.
Da sich beide Männer im Ausland aufhielten und der inhaftierte SAPD-Mann hartnäckig jede Auskunft über sie verweigerte, übertrug man das Verfahren dem Oberreichsanwalt beim Berliner Volksgerichtshof.
Letztendlich wurde weder Brandt noch Reich verurteilt, da man beiden nicht habhaft werden konnte. Dennoch soll der Volksgerichtshof die Gestapo immer wieder um neue Informationen über die Verdächtigen gebeten haben.
Legendäres Interview – Ja, doch, nein, ja…
Ein Interview von Willy Brandt für die Tagesschau im Jahr 1971 gilt als gerade zu legendär. Weil der Journalist Friedrich Nowottny nur eineinhalb Minuten für vier Fragen zu Brandts Treffen mit dem französischen Präsidenten George Pompidou anberaumte, reagierte Brandt pikiert und beantwortete alle Fragen mit nur je einem Wort. Nowottny begünstigte dies, in dem er nur geschlossene Fragen stellte und nicht nachhakte.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema (FAQ)
Das Grab von Willy Brandt befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin.
Willy Brandt spielte eine wichtige Rolle beim Fall der Berliner Mauer. Im August 1961, als die Mauer gebaut wurde, war Brandt der Regierende Bürgermeister von West-Berlin. Er verurteilte sofort den Mauerbau, brach eine Wahlkampfreise ab und versammelte die Regierungsmitglieder in West-Berlin zu einer Sitzung. Während seiner Kanzlerschaft trieb er mit seiner Neuen Ostpolitik eine Annäherung an den Ostblock voran, immer auch mit der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung Deutschlands. Im Jahr 1989, nachdem die Mauer 28 Jahre lang gestanden hatte, war Brandt tief bewegt von ihrem Fall und sagte in einem Interview, dass “für Brandt ein Traum in Erfüllung geht”. Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 war die Krönung des Lebenswerks von Willy Brandt.
Die Beziehung zwischen Willy Brandt und Helmut Schmidt war geprägt von politischen Differenzen und persönlichen Konflikten, insbesondere hinsichtlich Wirtschafts- und Verteidigungsfragen. Ihr Verhältnis kannte aber auch Phasen der vertrauensvollen Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts. Beide waren prominente Persönlichkeiten der SPD und amtierten als Bundeskanzler.
Die Regierung von Willy Brandt setzte mehrere Gesetzesinitiativen zur Verbesserung der Rechte von Frauen in Deutschland um. So vereinheitlichte die Regierung beispielsweise die Renten, das Scheidungsrecht und die Regelung des Familiennamens. Auch ein neues Ehe- und Familienrecht wurde eingeführt, um die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen zu unterstützen und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung zu stärken. Außerdem etablierte seine Regierung das BAFÖG, ein Bundesgesetz zur finanziellen Unterstützung von Studierenden, das Frauen den Zugang zur Hochschulbildung erleichterte. All diese Maßnahmen waren Teil eines breiteren Spektrums sozialliberaler Reformen mit dem Ziel, Westdeutschland demokratischer und sozial gerechter zu machen. Insgesamt erzielte die Regierung Willy Brandt bedeutende Fortschritte bei der Verbesserung der Rechte der Frauen in Deutschland, auch wenn es in diesem Bereich noch viel zu tun gab.
Die Brandt-Kommission, auch bekannt als “Unabhängige Kommission für internationale Entwicklungsfragen”, wurde 1977 unter dem Vorsitz des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt gegründet. Die Kommission wurde eingesetzt, um die Armut weltweit zu untersuchen und Empfehlungen zur Beseitigung der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten abzugeben. Der Abschlussbericht der Kommission, der so genannte Brandt-Bericht, wurde 1980 veröffentlicht und enthielt eine umfassende Analyse der Ursachen und Folgen der weltweiten Armut und Ungleichheit. Der Bericht enthielt eine Reihe politischer Empfehlungen, die auf die Verringerung der Armut und die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung im globalen Süden abzielten, darunter Schuldenerlass, Aufstockung der Entwicklungshilfe und eine gerechtere Handelspolitik. Der Brandt-Bericht war ein wichtiger Beitrag zur weltweiten Debatte über die Armutsbekämpfung und trug dazu bei, die internationale Entwicklungspolitik in den folgenden Jahrzehnten zu gestalten.
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Quellen und weiterführende Literatur:
- Hofmann, Gunter: Willy Brandt: Sozialist, Kanzler, Patriot, 1. Aufl., C.H.Beck, 16.02.2023.
- Merseburger, Peter: Willy Brandt: 1913–1992. Visionär und Realist, 3. Aufl., Pantheon Verlag, 14.10.2013.
- Noack, Hans-Joachim: Willy Brandt: Ein Leben, ein Jahrhundert, 3., Rowohlt Berlin, 01.08.2013.
- Stern, Carola: Willy Brandt: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 4. Auflage, Erweiterte Neuausgabe, Rowohlt Taschenbuch, 01.08.2002.
- https://www.planet-wissen.de/geschichte/persoenlichkeiten/willy_brandt/index.html
- https://willy-brandt.de/willy-brandt/biografie/
- https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Willy-Brandt-Kanzler-Weltbuerger-Friedensnobelpreistraeger,willybrandt100.html
Beitragsbilder:
- Willy Brandt – Bundesarchiv, B 145 Bild-F057884-0009 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
- Willy Brandt – Kniefall in Warschau, Public Domain
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