Wir befinden uns im Spiegelsaal von Schloss Versailles. Mit seiner imposanten Erscheinung hält Otto von Bismarck die Anwesenden im überfüllten Saal in Atem. Sein stählerner Blick und seine befehlsgewohnte Stimme strahlen unerschütterliche Entschlossenheit aus, als er seine Vision einer geeinten deutschen Nation verkündete.
Steckbrief
- Name: Otto Eduard Leopold von Bismarck
- Geboren: 01.04.1815 in Schönhausen an der Elbe
- Gestorben: 30.07.1898 in Friedrichsruh bei Aumühle
- Beruf: Politiker
- Verheiratet: ab 1847 mit Johanna von Puttkamer
- Kinder: Marie, Wilhelm und Herbert von Bismarck
Wer war Otto von Bismarck? – Ein Überblick
Otto von Bismarck war der erste deutsche Reichskanzler und ein Meister der politischen Strategie. Mit viel Geschick vereinigte er eine Vielzahl deutscher Kleinstaaten zum Deutschen Reich.
Sein Vermächtnis als “Eiserner Kanzler” und Architekt des modernen Deutschlands fasziniert Historiker und Politikbegeisterte gleichermaßen. In diesem Artikel werden wir die Tiefen seiner komplexen Persönlichkeit und die Größe seiner Leistungen beleuchten.
Bismarck führte Deutschland in die Moderne
Otto von Bismarck führte als deutscher Reichskanzler viele zukunftsweisende Reformen durch. Er etablierte das allgemeine Wahlrecht für Männer und errichtete den ersten Sozialstaat – ein damals bahnbrechender Vorgang. Dennoch war er ein erzkonservativer Monarchist.
Konservativ und zukunftsweisend? Das mag widersprüchlich klingen. Doch Bismarck handelte nie unüberlegt. Er hatte stets ein klares Ziel vor Augen.
Seine fortschrittliche Sozialpolitik diente letztlich einer reaktionären Agenda. Entsprechende Reformen waren für ihn nur Mittel zum Zweck, um dem aufstrebenden Sozialismus den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Hier zeigt sich die Ambivalenz seiner Persönlichkeit: Einerseits war er von tiefen Überzeugungen getrieben, anderseits war er Realpolitiker, der ein ordentliches Maß an Opportunismus an den Tag legen konnte.
Auch außenpolitisch agierte Bismarck gewieft. Ob Frankreich, Großbritannien, Österreich oder Russland – alle sahen sich in Konkurrenz zueinander. Dennoch gelang es Bismarck, das Gleichgewicht der Mächte in Europa zu wahren. Passend hierzu sagte er:
Europa ist heute ein Pulverfass, und seine Regenten agieren wie Männer, die in einer Munitionsfabrik rauchen. Ein einziger Funke kann eine Explosion auslösen, die uns alle verschlingt.
Durch Bismarcks geschicktes Taktieren errang Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Einfluss. Das Land entwickelte sich zu einer führenden Industrienation.
Kindheit und Jugend
Otto Eduard Leopold von Bismarck wurde am 1. April 1815 auf dem Gutshof seiner Familie, westlich von Berlin, geboren.
Bismarcks Mutter stammte aus einer Gelehrtenfamilie. Sein Vater war der Nachkomme eines alten preußischen Adelsgeschlechts. Er verfügte über großen Reichtum und beachtlichen politischen Einfluss.
Otto war das vierte von sechs Kindern. Drei seiner Geschwister starben im Kindesalter.
Bismarck genoss in seiner frühen Kindheit viele Freiheiten. Die ländliche Umgebung lud zu Abenteuern ein. Aufgrund des Reichtums seiner Familie fehlte es ihm an nichts.
Seine Schulzeit war hingegen von Zwang und Disziplin geprägt. Er besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Manche vermuten, dass sich hier sein Unwillen entwickelte, Autoritäten anzuerkennen.
Studium in Göttingen und Berlin
Nach dem Abitur studierte er Rechts- und Politikwissenschaften an der Universität Göttingen. Später wechselte er an die Universität Berlin.
Er genoss das Studentenleben und schloss sich der landsmännischen Studentenverbindung “Hannovera” an. Alsbald prahlte er, dass er 28 Mensuren in drei Semestern geschlagen hatte und immer glimpflich davongekommen war.
Nach dem Examen ging Bismarck nach Aachen, wo er ein Referendariat für die höhere Beamtenlaufbahn antrat.
In der mondänen Kurstadt pflegte er einen eleganten Lebensstil, spielte oft Roulette, häufte Schulden an, verliebte sich erst in eine ältere Französin, war dann monatelang hinter einer schöneren Engländerin her und verlor deswegen sogar sein Referendariat.
Seiner Arbeitsstelle trauerte er nicht nach. Das biedere preußische Beamtentum übte auf ihn keinen Reiz aus. Der junge Bismarck war anpackend und selbstbewusst. In einem Brief schrieb er:
„Mir ist nicht daran gelegen zu gehorchen, ich möchte befehlen”.
Rückkehr auf das elterliche Anwesen
Bismarck nahm vorübergehend eine Reihe kleinerer Posten an. Ein Großteil seines Gehalts floss in die Tilgung seiner Schulden. Von 1838 bis 1839 absolvierte er seinen Militärdienst.
1838 starb seine Mutter. Deshalb kehrte er nach dem Wehrdienst in seine Heimat zurück, um den Gutshof seiner Familie gemeinsam mit seinem Bruder zu leiten.
Hier legte er einen ausgeprägten Unternehmergeist an den Tag. Es gelang ihm, das Landgut zu einem florierenden Betrieb zu formen. Das Gros der Erträge musste er aber weiterhin in die Tilgung seiner Schulden stecken.
In seiner Freizeit nahm Bismarck oft an Jagden, Festen und Theaterabenden in der Umgebung teil. Er gewann dadurch bei den umliegenden Landbesitzern an Beliebtheit. Sie nannten ihn den “tollen Bismarck”, weil er, wie er später sagte, “seine Gäste mit freundlicher Kaltblütigkeit unter den Tisch trinken konnte”.
Bismarck pflegte das Image eines Haudegens. Dennoch verfügte er über einen scharfen Verstand und ein feines soziales Gespür. Ein Studienfreund in Göttingen merkte einmal an: “In der Kneipe und auf der Straße treibt er es toll; auf seinem Zimmer aber wirft er die Narrenkappe ab und redet plötzlich vernünftig.”
Nach dem sein Vater im Jahr 1845 verstorben war, wurde Bismarck alleiniger Gutsherr. Zugleich übernahm er einige kommunalpolitische Ämter. So war er beispielsweise Deichhauptmann in Jerichow am rechten Elbufer.
Im Jahr 1847 heiratete er Johanna von Puttkamer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Marie, Wilhelm und Herbert.
Mit der Vermählung tat er einen guten Griff. Johanna kam aus einer reichen Adelsfamilie mit vielen Kontakten in die höheren Kreise. Bismarcks finanzielle Probleme waren alsbald gelöst.
Doch wer denkt, dass es sich um eine reine Zweckehe handelte, der täuscht. Bismarck liebte seine Frau über alles. Es schmerzte ihn sehr, als sie – 4 Jahre vor ihm – im Alter von 70 Jahren starb. Während er selbst auf dem Sterbebett lag, soll er gesagt haben: „Gib, dass ich meine Johanna wiedersehe.“
Bismarcks Weg in die Politik
Neben seiner Arbeit als Gutsherr engagierte sich Bismarck zunehmend in der preußischen Landespolitik. Im Jahr 1847 erlangte er sogar einen Sitz im preußischen Landtag – allerdings aus purem Glück. Er rückte für einen erkrankten Abgeordneten nach.
Als überzeugter Verfechter der Monarchie gehörte er der konservativen Fraktion an. Entsprechend stellte Bismarck sich im Revolutionsjahr 1848 auf die Seite des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.
Der Volksaufstand wurde niedergeschlagen und der König zeigte sich für Bismarcks Loyalität dankbar. Als Zeichen seiner Anerkennung schickte er ihn 1851 als Vertreter Preußens zum Deutschen Bund nach Frankfurt.
Im Rahmen dieser Tätigkeit besuchte Bismarck auch Paris und St. Petersburg. Dort gewann er wertvolle Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen der europäischen Großmächte. Dieses Wissen sollte ihm später noch nützlich sein.
Bismarcks Tätigkeit als Botschafter im Deutschen Bund war ein wichtiger Wendepunkt für Preußen. Der junge Diplomat setzte sich vehement für die Aufwertung Preußens in der gesamtdeutschen Politik ein. Hier dominierte bislang das habsburgische Österreich.
1858 erkrankte Friedrich Wilhelm IV. so schwer, sodass er die Regierungsgeschäfte niederlegten musste. Sein Bruder Wilhelm I. übernahm die Macht.
Bismarck erkannte, dass der neue Herrscher keine Konfrontation mit den Habsburgern wollte. Er schickte Wilhelm deshalb ein Kommuniqué, in welchem er die Vorteile darlegte, die eine Ausweitung der preußischen Macht mit sich bringen würden.
Wilhelm ließ sich davon zwar nicht überzeugen. Den Willen und den Eifer von Bismarck wusste er aber zu schätzen.
Der Eiserne Kanzler
Im Jahr 1861 sah sich Wilhelm I. mit innenpolitischen Problemen konfrontiert. Das Parlament weigerte sich beharrlich, die Militärausgaben zu erhöhen. Der König brauchte nun einen starken Ministerpräsidenten.
Bismarck war für Wilhelm der perfekte Kandidat. Er war durchsetzungsfähig, eloquent und politisch erfahren. Der Monarch übertrug ihm deshalb zusätzlich das Amt des Außenministers.
Nun konnte Bismarck seine politischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Und diese Chance wusste er zu nutzen.
Den liberalen Abgeordneten rief Bismarck im Rahmen seiner legendären “Blut-und Eisen-Rede” alsbald zu:
Nicht durch Reden werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut!
Von da an regierte er ohne die Zustimmung des Parlaments, was einem kalkulierten Bruch der Verfassung gleichkam.
Obwohl er ein Untergebener Wilhelms I. war, hatte Bismarck die Zügel in der Hand. Mit Intelligenz und sozialem Geschick lenkte er den König in die von ihm gewünschten Bahnen.
Die Einigung Deutschlands
Ab 1864 setzte Bismarck gezielt mehrere Kriege in Gang, um die Macht Preußens in Europa zu festigen. Er attackierte Dänemark und besetzte das deutschsprachige Schleswig-Holstein.
Zwei Jahre später führte er Krieg gegen Österreich. Die Donaumonarchie befand sich unter Kaiser Franz-Josef I. auf einem absteigenden Ast und war rasch besiegt. Bismarck verzichtete klugerweise auf Reparationsforderungen.
Im Umgang mit Frankreich war Bismarck weniger zurückhaltend. Um den politischen Unfrieden zwischen Frankreich und Preußen zu steigern, änderte er ein Telegramm von Wilhelm I. an einen französischen Diplomaten ab, sodass der Inhalt von Frankreich als Provokation aufgefasst wurde. Dieser Vorfall ging als “Emser Depesche” in die Geschichte ein.
Frankreich erklärte daraufhin Preußen den Krieg (Deutsch-Französischer Krieg 1870/71). Doch Preußen und seine deutschen Verbündeten trugen den Sieg davon. Preußen forderte Reparationen und annektierte die französischen Grenzgebiete Elsass und Lothringen.
Der Sieg gegen Frankreich schweißte die deutschen Teilstaaten eng zusammen. Insbesondere in den süddeutschen Ländern, welche Preußen bisher ablehnend gegenüberstanden, entfachte der Sieg eine große deutsch-nationale Euphorie.
Bismarck nutze die Gunst der Stunde, um die deutschen Gebiete unter preußischer Führung zu vereinen. Er sah darin die Möglichkeit, seine eigene Macht noch weiter auszubauen.
Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm I. im Schloss Versailles zum Kaiser eines vereinigten Deutschlands gekrönt.
Diese Vorgänge waren für Frankreich zutiefst demütigend und verschärften das ohnehin höchst angespannte Verhältnis zu den Deutschen.
Bismarck hatte mit der Reichsgründung den Zenit seines politischen Schaffens erreicht. Er wurde von Kaiser Wilhelm I. zum Reichskanzler ernannt.
Der Kaiser erhob Bismarck zugleich in den Fürstenstand und ließ ihm politisch nahezu freie Hand. Bismarck war nun einer der mächtigsten Männer der Welt.
Der Kulturkampf – Schlagabtausch mit der katholischen Kirche
Nach der Reichsgründung konzentrierten sich Bismarck auf die Konsolidierung seiner innenpolitischen Macht.
In den 1870er Jahren lieferte er sich einen Schlagabtausch mit der Katholischen Kirche. Papst Pius IX. wollte die Stellung der Kurie stärken. In diesem Rahmen forderte er beispielsweise, dass Kirchenkritiker aus dem Lehrdienst entfernt werden sollten.
Bismarck sah darin einen Angriff auf den liberalen Staat. Er stellte die kirchlichen Schulen unter staatliche Kontrolle und ließ den besonders Papst-treuen Jesuiten-Orden verbieten.
1878 setzte bei Bismarck ein Umdenken ein. Er verbündete sich mit katholischen Kräften, insbesondere mit der Zentrumspartei, um den aufstrebenden Sozialismus zu bekämpfen.
Sozialistengesetze und Gründung des ersten Wohlfahrtsstaates
Im Jahr 1878 verübten Unbekannte zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm. Bismarck machte hierfür die Sozialistische Arbeiterpartei verantwortlich. Beweise hatte er jedoch keine. Dennoch gelang es Bismarck, bei vielen Deutschen Angst vor einer Revolution zu wecken.
Am 19. Oktober 1878 verabschiedete der Reichstag ein Gesetz “gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie”. Dieses ging als “Sozialistengesetz” in die Geschichte ein. Es erlaubte das Verbot von sozialistischen Parteien, Organisationen und Publikationen sowie von politischen Versammlungen.
In den 1880er Jahren schuf Bismarck mit der Einführung einer staatlichen Gesundheitsfürsorge (1883), einer Unfallversicherung (1884) und der Altersversorgung (1889) den ersten modernen Sozialstaat. Zwar handelte er damit entgegen seiner konservativen Werte, entzog der sozialistischen Bewegung aber weiteren Nährboden.
Bismarck und die Kolonialpolitik
Bismarck war nach der Reichsgründung bestrebt, einen Konflikt mit Großbritannien und Frankreich zu vermeiden. Deshalb verhinderte er, dass sich das Deutsche Reich am Wettstreit um Kolonien in Afrika und Asien beteiligte. Hier zu sagte er einmal:
Solange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik. Wir haben eine Flotte, die nicht fahren kann, und wir dürfen keine verwundbaren Punkte in fernen Weltteilen haben, die den Franzosen als Beute zufallen.
Als Gastgeber der Berliner Konferenz von 1885 agierte er als Vermittler zwischen den Kolonialmächten. Diese beendeten schließlich das “Gebalge um Afrika” und teilten den afrikanischen Kontinent untereinander auf. Die Interessen aller Beteiligten wurden gesichert und es trat Ruhe ein.
Diese Ruhe nutzte Bismarck ein paar Jahre später, um seine bisherige Haltung zum Kolonialismus radikal zu ändern. In den Jahren 1884 und 1885 erklärte er Kamerun, Togo, Ost- und Südwestafrika sowie Deutsch-Neuguinea zu Schutzgebieten des Deutschen Reichs.
Für Großbritannien und Frankreich fiel dies nicht sonderlich ins Gewicht. Ihre eigenen Gebietsansprüche wurden nicht berührt und schienen durch die Berliner Konferenz abgesichert.
Auf europäischer Ebene setzte Bismarck weiter auf Frieden und Verständigung. Es war eine hochkomplexe und teils widersprüchliche Außenpolitik mit Bündnissen und Rückversicherungsverträgen mit Österreich, Russland und Italien sowie der Suche nach Verständigung mit Großbritannien.
So undurchsichtig diese Politik auch war, bescherte sie Deutschland doch viele Jahre des Friedens und des wirtschaftlichen Wohlstands. In dieser Zeit entwickelte sich das Land zu einer der wichtigsten Industrienation der Welt.
Spätere Jahre und Vermächtnis
Wilhelm I. starb im Jahr 1888. Sein Sohn, Friedrich III., löste ihn ab, erlag aber nach wenigen Wochen der Regentschaft einer Krebserkrankung.
Deshalb wurde noch im selben Jahr Friedrichs Sohn, Wilhelm II., zum Kaiser ernannt (Drei-Kaiser-Jahr). Wilhelm II. hatte viel größeren Gestaltungsdrang als sein Großvater. Bismarck konnte ihn nur schwer kontrollieren.
Im Jahr 1890 drängte Wilhelm II. den alten Reichskanzler Bismarck aus dem Amt. Wilhelm übernahm die alleinige Kontrolle über einen florierenden Einheitsstaat.
Jedoch war er nicht in der Lage, Bismarcks sorgfältig austarierte Balance der internationalen Rivalitäten aufrechtzuerhalten. Dadurch entfesselte er Kräfte, die Jahre später zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führen sollten.
Als Bismarck 1898 im Alter von 83 Jahren in Friedrichsruh bei Hamburg starb (die Todesursache war eine Lungenödem), wurde er geehrt und avancierte schnell zu einer mythischen Figur. Viele Politiker, die eine starke deutsche Führung forderten, beriefen sich auf ihn.
Trug Bismarck eine Mitschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs?
Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass Otto von Bismarck für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs mitverantwortlich war. Doch hält diese Behauptung einer Überprüfung stand?
Oft wird Bismarck vorgeworfen, dass er Preußen und später das deutsche Kaiserreich zu einem Militärstaat formte. Ein ausgeprägter Militarismus war zu dieser Zeit aber in vielen europäischen Ländern üblich.
Bismarck sah das Militärische mehr als ein vorübergehendes Mittel zum Zweck, um mit Kriegen gegen Dänemark, Frankreich und Österreich ein geeintes Deutschland zu erzielen.
Die Tatsache, dass er Deutschland aus kolonialen Konflikten heraushielt, zeigt, dass Bismarck sich der Grenzen der deutschen Möglichkeiten in Europa bewusst war.
Nach der Reichsgründung versuchte er, Konfrontationen so weit wie möglich zu vermeiden, da er erkannte, dass jedes Expansionsbestreben auf erbitterten Widerstand stoßen würde.
Was man Bismarck anlasten kann, ist die versäumte Aussöhnung mit Frankreich nach 1871. Insbesondere die Kaiserkrönung in Versaille und die Angliederung von Elsass und Lothringen an das Deutsche Reich wirkten auf die Franzosen sehr demütigend und belasteten die Beziehungen zwischen beiden Ländern noch für lange Zeit.
Nachdem Kaiser Wilhelm II. Bismarck abgesetzt hatte, zeigte sich, dass der junge Monarch politisch weit weniger talentiert war, wie der frühere Reichskanzler. So beendete der junge Kaiser ein von Bismarck ausgehandeltes Bündnis mit Russland, wodurch Frankreich die Russen auf seine Seite ziehen konnte.
Eine unsinnige Flottenpolitik trieb zudem England in das Lager der Franzosen und Russen. Die künftigen Frontverläufe des Ersten Weltkriegs zeichneten sich somit bereits ab.
Bismarck zu unterstellen, dass er diese konfliktträchtige Machtkonstellation in Europa herbeigeführt hätte, ist demnach falsch. Die entscheidenden Fehler machte Wilhelm II.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Otto von Bismarck als überragender Politiker in die Geschichte einging, der die politische Landschaft des 19. Jahrhunderts entscheidend prägte. Seine geschickte Diplomatie und gerissenen politischen Manövern veränderte nicht nur das geopolitische Gleichgewicht, sondern schuf auch die Voraussetzungen für unser heutiges Europa.
Das Vermächtnis Bismarcks ist ein komplexes Mosaik, das sowohl Bewunderung als auch Kritik verdient. Während er für seinen pragmatischen Ansatz und seine Rolle bei der Schaffung einer mächtigen deutschen Nation gefeiert wird, erinnert man sich auch an den autoritären Charakter seiner Herrschaft und die Kriege, die er führte.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema (FAQ)
Das Grab von Otto von Bismarck befindet sich auf dem Schneckenberg in Friedrichsruh, Schleswig-Holstein. Es handelt sich um eine Grabkapelle bzw. um ein Mausoleum. In dem Mausoleum liegt auch Bismarcks Frau Johanna von Puttkamer begraben.
Der Nachfolger von Otto von Bismarck war der politisch unerfahrene General Leo von Caprivi. Dieser wurde nach Bismarcks Rücktritt im Jahr 1890 zum neuen Reichskanzeler gewählt.
Die Nachkommen Bismarcks leben in verschiedenen Ländern, darunter in den Vereinigten Staaten, Kanada, Europa und Russland. So wohnt zum Beispiel Graf Carl-Eduard von Bismarck, ein Ur-Ur-Enkel von Otto von Bismarck, in Friedrichsruh, Schleswig-Holstein.
Otto von Bismarck war ein stattlicher Mann. Er brachte bei einer Körperkröße von 1,93 Metern bis zu 124 Kilogramm auf die Waage. Nach einer Diät im Jahr 1886 soll sein Körpergewicht die Marke von 103 Kilogramm nicht mehr überschritten haben.
Otto von Bismarck hatte bemerkenswerte Ernährungsgewohnheiten. Er war bekannt dafür, dass er gerne Roastbeef oder Rindersteak mit Kartoffeln, kalten Braten, Wildbret und gebratenen Pudding zum Frühstück aß. Außerdem mochte er Eier, von denen er angeblich ein halbes Dutzend auf einmal verschlingen konnte. Auch Heringe mochte er sehr gerne. Von diesen verzehrte er manchmal bis zu 10 auf einmal.
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Literatur:
- Engelberg, Ernst/Achim Engelberg: Bismarck: Sturm über Europa. Biographie, 3. Aufl., Pantheon Verlag, 13.11.2017.
- Kolb, Eberhard: Otto von Bismarck: Eine Biographie, 1. Aufl., C.H.Beck, 12.09.2014.
- Steinberg, Jonathan/Klaus-Dieter Schmidt: Bismarck: Magier der Macht, 1., Ullstein Taschenbuch, 06.02.2015.
- Lappenküper, Ulrich/Ulf Morgenstern: Dem Otto sein Leben von Bismarck: Die besten Anekdoten über den Eisernen Kanzler, 1. Aufl., C.H.Beck, 10.02.2015.
- https://www.planet-wissen.de/geschichte/persoenlichkeiten/otto_von_bismarck_der_eiserne_kanzler/index.html
- https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Otto-von-Bismarck-Gutsherr-Kriegsherr-Reichskanzler,bismarck302.html
- https://www.deutschlandfunk.de/otto-von-bismarck-der-eiserne-kanzler-100.html
Beitragsbilder:
- Denkmal von Bismarck am Wannsee – Asif Masimov, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
- Bismarck mit seiner Frau – See page for author, Public domain, via Wikimedia Commons
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