Mahatma Gandhi erreichte im Jahr 1948 die Unabhängigkeit Indiens. Er setzte dabei auf das Konzept des gewaltlosen Widerstands. Wie dieser kleingewachsene Mann die Welt veränderte, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Steckbrief
- Name: Mohandas Karamchand Gandhi
- Geboren: 02.10.1869 in Porbandar (Indien)
- Gestorben: 30.01.1948 in Neu-Delhi (Indien)
- Beruf: Rechtsanwalt, Bürgerrechtler
- Verheiratet: ab 1883 mit Kasturba Gandhi, geb. Kastur Kapadia
- Kinder: Harilal, Devdas, Ramdas und Manilal Gandhi
Toleranz und Gewaltlosigkeit waren Gandhis Grundwerte
Gandhi kam am 2. Oktober 1869 im indischen Porbandar zur Welt. Er wuchs dort zusammen mit drei Brüdern auf.
Seine Mutter, eine konsequente Hindu, lehrte Gandhi Toleranz und Gewaltlosigkeit gegenüber Andersdenkenden.
1876 zog er mit seiner Familie nach Rajkot. Gandhi schloss dort die Schule mit Bravour ab. Auf Wunsch seines inzwischen verstorbenen Vaters begann er in England Jura zu studieren.
Nach seinem Studium in London reiste Gandhi 1893 im Auftrag eines indischen Unternehmens nach Südafrika. Dort wurde er mit massiven Repressionen und Diskriminierungen gegenüber der indischen Minderheit konfrontiert.
Organisation des indischen Widerstands in Südafrika
Im Jahr 1894 trat er als erster Inder in die südafrikanischen Anwaltskammer ein. Dort setzte er sich für die unterdrückten Minderheiten im Land ein.
Er schrieb Artikel für Zeitungen, gründete eine kleine Gemeinde und hielt Reden gegen die Diskriminierung.
Um den Entrechteten eine Stimme zu geben, baute Gandhi 1894 die Indische Kongresspartei auf.
Als 1906 die indische Minderheit in Südafrika registriert werden sollte, organisierte er einen gewaltlosen Massenprotest. Dieser gipfelte in einer konsequenten Befehlsverweigerung. Gandhi nannte diesen Widerstand “Satyagraha” (Verteidigung der Wahrheit).
Gandhi kehrt nach Indien zurück
Nach seiner Rückkehr nach Indien (im Jahr 1914) wandte Gandhi diese Methode ab 1919 in seinem Heimatland an, um gegen die Gewaltherrschaft der britischen Kolonialherren vorzugehen.
Er bediente sich dabei verschiedener Formen des zivilen Ungehorsams. Dazu zählten die sogenannte “Kampagne der Nichtkooperation”, der “Salzmarsch” und ein Hungerstreik.
Die Kampagne der Nichtkooperation
In Indien gab es seit dem 1. Weltkrieg den sogenannten “Rowlatt Act“. Hierbei handelte es sich um ein Gesetz, das es der britischen Kolonialregierung erlaubte, Personen, die man dem Terrorismus verdächtigte, ohne Gerichtsverhandlung zu inhaftieren.
Viele Inder protestierten gegen diese Willkür. Es kam dabei zu gewaltsamen Zusammenstoßen zwischen indischen Demonstranten und der britischen Besatzungsarmee. Der Konflikt gipfelte in einem Massaker. Bei diesem starben rund 1.000 indische Bürger im Kugelhagel britischer Soldaten.
Gandhi rief daraufhin zur “Kampagne der Nichtkooperation” auf. Jegliche Zusammenarbeit mit den Briten sollte verweigert werden. Auch britische Waren galt es zu boykottieren. Gandhi plädierte sogar dafür, Haftstrafen auf sich zu nehmen.
Zudem sollte der Widerstand absolut gewaltfrei bleiben. Als britische Soldaten auf Demonstranten einprügelten, wichen diese nicht zurück, wendeten selbst aber keine Gewalt an.
Die Protestform setzte sich durch. Sogar die verfeindeten Hindus und Moslems verbündeten sich gegen die Briten. Gandhi wurde allerdings wegen Volksverhetzung festgenommen. 1924 kam er aufgrund einer Begnadigung wieder frei.
Warum wurde der Salzmarsch durchgeführt?
Im Jahr 1930 veranstaltete Gandhi den “Salzmarsch“. Hierbei handelte es sich um eine Protestaktion gegen das britische Salzmonopol. Dieses verbot es den Indern, Salz aus dem Meer zu gewinnen.
Gandhi wanderte mit 75 Unterstützern von der Stadt Ahmedabad in das 385 Kilometer entfernte Dandi am Arabischen Meer.
Am dortigen Strand sammelte er Salzkristalle auf. Viele Menschen taten es ihm gleich. Bald gingen nahezu alle Einwohner der indischen Küstenregionen mit großen Pfannen ans Meer, um Salz zu gewinnen.
Die Reaktion der britischen Besatzer ließ nicht lange auf sich warten. Es kam zu Rund 50.000 Festnahmen. Auch Gandhi wurde inhaftiert. Dieser ließ sich aber nicht einschüchtern. Er setzte seinen Protest im Gefängnis fort und begann einen Hungerstreik.
Wie lange dauerte der Hungerstreik von Gandhi?
Am 20. September 1932 trat Gandhi in einen 6 Tage andauernden Hungerstreik. Er protestierte gegen ein britisches Kolonialgesetz, dass die unterste Kaste – die sogenannten “Parias” – weiterhin von Wahlen ausschloss. Gandhi war einer der ersten, die den Hungerstreik als Mittel des Protests einsetzten.
Die Kolonialverwaltung ließ Gandhi vorzeitig frei. Man lud ihn sogar zu einer Konferenz nach London ein, um die indische Unabhängigkeit zu diskutieren. Gandhi trug dabei nur einen Lendenschurz und Sandalen, was großes Aufsehen erregte. Die Verhandlungen führten allerdings zu keinem Ergebnis.
5 interessante Fakten zu Mahatma Gandhi:
- Gandhi setzte sich auch für die Bürgerrechte von Frauen, die Abschaffung des Kastensystems und die faire Behandlung aller Menschen unabhängig von ihrer Religion ein.
- Er ernährte sich fünf Jahre lang nur von Obst, Nüssen und Samen.
- Gandhi hieß ursprünglich Mohandas Karamchand Gandhi. Den Namen Mahatma, welcher “große Seele” bedeutet, wurde ihm von seinen Unterstützern verliehen. Es handelt sich um einen in Indien üblichen Ehrentitel für große Persönlichkeiten.
- Mahatma Gandhi ist seit 1996 auf allen Scheinen der indischen Rupien abgebildet.
- Gandhi wurde im Alter von 13 Jahren verheiratet; seine Frau, Kasturbai Makhanji Kapadia, war ein Jahr älter.
Mit der Zeit zerbrach der Zusammenhalt zwischen Muslimen und Hindus in der indischen Kongresspartei.
Während des Zweiten Weltkriegs forderte Gandhi die Unabhängigkeit Indiens und den Abzug der britischen Truppen, was erneut zu blutigen Unruhen führte.
Die Unabhängigkeit Indiens und Gandhis Tod
In zähen Verhandlungen setze Gandhi die Unabhängigkeit schließlich durch. Dafür musste allerdings die Spaltung des Subkontinents in das hinduistisch geprägte Indien und das muslimische Pakistan in Kauf genommen werden. Diese Trennung wurde Gandhi schließlich zum Verhängnis.
Es war der späte Nachmittag des 30. Januars 1948, als Mahatma Gandhi durch den Garten eines großen Anwesens in Neu-Delhi schritt. Das Grundstück gehörte dem indischen Geschäftsmann Birla. Dieser hatte die Unabhängigkeitsbewegung von Gandhi lange unterstützt.
Gandhi wollte zu einem Gebet mit einigen seiner Anhänger. Plötzlich tauchte ein Mann mit einer Pistole unter den Besuchern auf. Er schoss zweimal auf Ghandi, der sofort starb. Der Attentäter war ein hinduistischer Fundamentalist, der Gandhis Annäherungspolitik an Pakistan verabscheute.
Den “Mahatma”, was übersetzt “die große Seele” bedeutet, tragen immer noch viele Menschen im Herzen. Auch sein gewaltsamer Tod änderte nichts an seinem Mythos. Laut Augenzeugen war in dem Raum, in dem Gandhis Leiche aufgebahrt war, ein Hauch von Frieden zu spüren.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema (FAQ)
Nein, Mahatma Gandhi hat nie einen Nobelpreis erhalten, obwohl er in den 1930er und 1940er Jahren fünfmal für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. Dennoch haben Gandhis Beiträge zum Frieden, zur Gewaltlosigkeit und zur indischen Unabhängigkeit die Welt nachhaltig geprägt, und seine Philosophie sowie sein mutiges Engagement sind weithin anerkannt.
Mahatma Gandhi ging 1893 im Alter von 24 Jahren nach Südafrika. Zu dieser Zeit arbeitete er als Anwalt und wurde beauftragt, einen indischen Kaufmann in einem Rechtsstreit in Natal, einer Provinz Südafrikas, zu vertreten. Ursprünglich hatte Gandhi vorgehabt, nur für kurze Zeit in Südafrika zu bleiben. Letztlich lebte er dort 21 Jahre lang (1893 bis 1914).
Ghandi wurde nicht beerdigt. Sein Leichnam wurde, wie im Hinduismus üblich, eingeäschert und die Asche zum Großteil am Zusammenfluss von Yamuna und Ganges in Allahabad ins Wasser gestreut.
Mahatma Gandhi wurde am 30. Januar 1948 von Nathuram Godse ermordet, einem Hindu-Nationalisten, der gegen Gandhis Haltung zur Teilung Indiens war.
Nach dem Attentat konnte die Polizei Godse aufspüren und verhaften. Er wurde vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und am 15. November 1949 im Zentralgefängnis von Ambala hingerichtet.
Mahatma Gandhis Anschauungen und Werte hatten großen Einfluss auf die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten, insbesondere sein Prinzip des gewaltlosen Widerstands.
Mehrere Schlüsselfiguren der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wie Martin Luther King Jr. ließen sich von Gandhis Grundsätzen inspirieren und wandten sie in ihrem eigenen Kampf für Rassengleichheit an.
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Literatur:
- Eberling, Matthias: Mahatma Gandhi, Frankfurt am Main, Deutschland: Suhrkamp Verlag, 2006.
- Hinder, Rolf/Mahatma Gandhi/Fritz Kraus: Eine Autobiographie: oder Die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit, 10. Aufl., Hinder + Deelmann, 01.01.2013.
- Roosen, Franziska/Mahatma Gandhi: Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg, Kösel-Verlag, 24.06.2019.
- https://www.g-geschichte.de/plus/mahatma-gandhi/
- https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article225294549/Gandhi-Der-Prophet-der-Gewaltlosigkeit-starb-gewaltsam.html
- https://www.history.de/heute-vor/detail/mahatma-gandhi.html
Beitragsbild: Mahatma Gandhi – Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons
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