Die ersten Automobile der Welt entwickelten die deutschen Ingenieure Gottlieb Daimler und Karl Friedrich Benz Mitte der 1880er Jahre unabhängig voneinander. Was sie mit ihrer Erfindung auslösten, hätte wohl keiner der beiden Tüftler gedacht.
Gottlieb Daimler erfand auch das Motorrad und das Motorboot
Gottlieb Daimler wurde 1834 im baden-württembergischen Schorndorf geboren. Er studierte Maschinenbau und arbeitete als Büchsenmacher, bevor er sich mit Verbrennungsmotoren beschäftigte. Von 1872 bis 1882 arbeitete er für die “Gasmotorenfabrik Deutz”, die sich im Besitz von Nikolaus Otto, dem Erfinder des Ottomotors, befand.
Im Jahr 1886 baute Daimler einen vom Konstrukteur Wilhelm Maybach entwickelten Benzinmotor in eine speziell angepasste Pferdekutsche ein. Doch das war nicht seine erste Erfindung. Bereits im Jahr 1885 konstruierte er ein zweirädriges Fahrzeug, den so genannten “Reitwagen”, das erste Motorrad mit Benzinmotor.
Dann erfand er das Motorboot, bei dem ebenfalls ein Benzinmotor als Antrieb diente. Erst danach widmete er sich dem Bau des besagten Automobils. Doch das Patent hierfür hatte sich bereits ein anderer gesichert: Karl Benz.
Das Automobil von Karl Benz stieß anfangs nicht auf Gegenliebe
Carl Benz war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer. Er wurde 1844 in Karlsruhe geboren und studierte Maschinenbau am Polytechnikum Karlsruhe. Ende der 1880er Jahre begann er mit benzinbetriebenen Motoren zu experimentieren.
Benz hatte ein selbstkonstruiertes Fahrgestell und einen Motor zu einem dreirädrigen Fahrzeug kombiniert. 1885 fuhr er mit den Wagen durch seinen Wohnort Mannheim.
Die Resonanz auf dieses neue Fahrzeug viel jedoch nicht so positiv aus, wie gewünscht. Passanten beschwerten sich über den Lärm und den Abgasgeruch.
Das Gefährt war auch nicht gerade komfortabel. Es hatte kein Dach, zum Starten musste man eine Schwungscheibe mittels einer großen Kurbel in Bewegung setzen. Die Räder bestanden aus Holz, die Lauffläche aus einem Stahlring.
Das Gefährt verfügte über einen Einzylinder-Motor, der lediglich 0,6 PS auf die Straße brachte. Besonders kurios war die freiliegende Kurbelwelle, die mit 500 Umdrehungen pro Minute gemächlich vor sich hin schnurrte.
Die Geburtsurkunde des Autos
Am 29. Januar 1886 meldete Karl Benz das besagte Patent für ein sogenanntes “Fahrzeug mit Gasmotorbetrieb” an. Das Patent mit der Nummer DRP 37435 kann somit als die Geburtsurkunde des Automobils betrachtet werden.
Der erste Durchbruch
1888 gelang dem Automobil der erste Durchbruch. Benz’ Frau Bertha fuhr mit ihren beiden Söhnen ohne das Wissen ihres Mannes die Strecke von rund 100 km über holprige Straßen nach Pforzheim. Diese Reise lenkte das Interesse der Öffentlichkeit auf die Erfindung.
Die Fahrt musste jedoch mehrmals unterbrochen werden, um bei Apotheken Benzin nachzutanken und um überhitzte Bremsbeläge zu ersetzen.
Die Skepsis war weiterhin groß
In den Anfangszeiten des Automobils bezweifelten dennoch viele Menschen, dass sich Autos als Verkehrsmittel durchsetzen würden. Kraftwägen galten als zu schwer und unhandlich. Pferdekutschen betrachtete man als das einzige effektive Transportmittel.
Um solche Skeptiker eines Besseren zu belehren, veranstaltete der Journalist Pierre Giffard im Jahr 1894 ein Rennen von Paris nach Rouen. Genauer gesagt handelte es sich um eine sogenannte “Zuverlässigkeitsfahrt”. Nicht der schnellste Teilnhemer sollte gewinnen, sondern das am einfachsten zu bedienende, sicherste und kostengünstigste Gefährt.
Alle Fahrzeuge, die nicht durch Zugtiere bewegt wurden, konnten an dieser Veranstaltung teilnehmen. So zählten auch riesige Dampfwagen zum Teilnehmerfeld.
Die Strecke, welche mit einer Pferdekutsche normalerweise in vier Tagen zu bewältigen war, schafften die schnellsten Teilnehmer innerhalb von 3 Stunden. Den ersten Platz des Wettbewerbs teilten sich zwei Motorwagen mit Daimler-Zweizylinder-V-Motoren.
Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und zeigte der Welt, dass das Auto ein praktikables Verkehrsmittel ist.
5 erstaunliche Fakten rund um das Automobil:
- Die erste Ampelanlage der Welt wurde (noch vor der Erfindung des Autos) im Jahr 1868 in London installiert. Sie war allerdings keine Erfolgsgeschichte. Die Konstruktion aus Gaslampen explodierte nach drei Wochen.
- Der junge Automobilmarkt verfügte über eine recht übersichtliche Modellpalette. Noch im Jahr 1916 stammten 55 % aller Autos von der Ford Motor Company.
- Im Jahr 1902 gab es in Deutschland ca. 30 verschiedene Straßenverkehrsordnungen, aber nur 4.700 registrierte Fahrer.
- Zum längsten Stau der Geschichte kam es im Jahr 1980. Er erstreckte sich zwischen Paris und Lyon über eine Strecke von 176 Kilometern.
- Der höchste bekannte Tachostand liegt bei 4,83 Millionen Kilometern. Der US-amerikanische Komponist Gordon Irving erreichte diese Kilometerzahl mit seinem Volvo P1800 S aus dem Jahr 1966.
Das Auto entwickelte sich zum Massenverkehrsmittel
Doch um sich als Massenverkehrsmittel durchzusetzen, waren noch einige tiefgreifende Veränderungen notwendig: 1888 erfand der Ire John Boyd Dunlop den Luftreifen, der das holprige Wagenrad ersetzte und ein entspanntes Fahren über unebenes Gelände ermöglichte. Die bis dahin übliche Lenkstange mit Drehscheibe wurde um 1900 durch ein Lenkrad ersetzt.
Im Jahr 1893 erfand die Amerikanerin Margaret A. Wilcox die erste Autoheizung. Durch eine Motoröffnung wurde heiße Luft in den Innenraum des Fahrzeugs geleitet. Wegen steigenden Sicherheitsstandards und einer unzureichender Temperaturkontrolle musste Wilcox’ Erfindung jedoch deutlich modifizieren werden. Dennoch diente ihr System als Grundlage für die heutigen Autoheizungen.
Clyde Coleman und Charles Kettering entwickleten 1911 den ersten elektrischen Anlasser. Das lästige Kurbeln war dadurch nicht mehr nötig. Es brauchte aber einige Zeit, bis sich die neue Technik durchsetzte. Noch in den 1930iger Jahren gab es viele Autos, die mit einer Kurbel gestartet werden mussten.
1913 entwickelte Bosch die erste Lichtmaschine, so dass die Fahrzeuge mit Scheinwerfern ausgestattet werden konnten. Vorher hatte man auf Leuchtmittel gesetzt, welche bei Pferdekutschen üblich waren: Kerzen und Petroleumlampen.
1929 kamen das erste Autoradio auf den Markt. Das “Autosuper AS5” von der Firma Blaupunkt wog 15 Kilogramm und war ungefähr so groß wie ein Schuhkarton.
Namensgeber für einen weltbekannten Automobilkonzern
Die beiden Automobilpioniere Gottlieb Daimler und Karl Friedrich Benz waren aufgrund verschiedener Unternehmenszusammenschlüsse namensgebend für den späteren weltbekannten Automobilkonzern in Stuttgart. Kurioserweise haben sich die beiden Urväter des Autos nie persönlich kennengelernt.
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Literatur:
- Benz, C.: Carl Benz: Lebensfahrt eines deutschen Erfinders. Autobiographie: Aus Fraktur übertragen (Vollst. überarb. Neuausg.). Severus Verlag. 2013.
- Leisner, B.: Bertha Benz: Eine starke Frau am Steuer des ersten Automobils (1.). Katz, C. 2014
- Seibold-Völker, R. & Völker, K.: Gottlieb Daimler: Ein bewegtes Leben (2. Aufl.). Silberburg. 2013.
- Ziegler, R.: Der Traum vom Fahren / Die Geschichte des Automobils. Beltz & Gelberg. 2001.
Beitragsbild: Eines der ersten Automobile im Mercedes Benz Museum – Danyo2711, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Vielseitig interessierter und leidenschaftlicher Autor zu Themen, wie Geschichte, Philosophie, Technik, Wirtschaft, Literatur uvm.