▷ Der Hexenhammer - Eine Anleitung zur Menschenjagd

Im sogenannten „Hexenhammer“ fasste der Inquisitor Heinrich Kramer (1430 – 1505) alles zusammen, was er über schwarze Magie wusste. Das Werk diente als Anleitung für die Überführung und Verurteilung von vermeintlichen Hexen. Kramer löste damit die Hexenverfolgung aus, die den Tod zehntausender unschuldiger Frauen zur Folge hatte.

Inhalt

Wer war Heinrich Kramer?

Heinrich Kramer kam 1430 in Schlettstadt im Elsass zur Welt. Er studierte im dortigen Dominikanerkloster. 1473 wurde Heinrich Kramer von Papst Sixtus IV. mit dem Amt eines Inquisitors betraut. Dies bedeutete, dass er kirchliche Prozesse gegen Andersgläubige führen durfte.

Die sogenannte “Hexenbulle” legitimierte die Hexenverfolgung

In Teilen des Vatikans stieß die Hexenverfolgung jedoch auch auf Ablehnung. Kramer benötigte mehr Unterstützung. 1484 legte er dem neuen Papst Innozenz VIII. ein Schriftstück vor, das von diesem gebilligt und als “Hexenbulle” veröffentlicht wurde.

Die Kirche erkannte darin erstmals die Hexerei an. Sie legalisierte deren Verfolgung und gab der Inquisition somit ein mächtiges Werkzeug in die Hand.

https://www.youtube.com/watch?v=RyZ6byrUE_8

Das Handbuch der Hexenjagd (https://www.youtube.com/watch?v=RyZ6byrUE_8)

Video: Das Handbuch der Hexenjagd

Ein erster Hexenprozess führte zu Freisprüchen

Im Sommer 1485 reiste Kramer mit dieser Bulle nach Innsbruck und begann dort einen Hexenprozess. Sieben Frauen wurden verhaftet und angeklagt. Allerdings war der Bischof der Diözese Brixen von der Rechtmäßigkeit des Prozesses nicht überzeugt.

Auf Drängen des Bischofs wurden die Beschuldigten freigesprochen und Kramer der Stadt verwiesen. Der Inquisitor zog zerknirscht von dannen.

1486 veröffentlichte Kramer den “Hexenhammer”

Doch so schnell gab sich Kramer nicht geschlagen. Er schrieb ein Buch, um seine Zeitgenossen auf die Gefahren der Hexerei aufmerksam zu machen. In wenigen Monaten war der sogenannte „Hexenhammer“ (lat. “Malleus maleficarum”) fertiggestellt.

Der Dominikanermönch Jakob Sprenger soll ein Mitautor gewesen sein. Dies gilt in der Forschung aber als umstritten.

Das gesamte Werk zeichnet sich durch mangelnde Struktur, inhaltliche Fehler, extreme Frauenfeindlichkeit, Falschbehauptungen und Umdeutung historischer Fakten aus.

Hexen konnten demnach fliegen, den Teufel beschwören und sich mit Hilfe von Dämonen in Tiere verwandeln. Der Autor zitiert rund 250 Fälle, darunter Berichte über durch Hexen verursachte Blitzschläge, von Männern, die ihrer Fruchtbarkeit beraubt wurden und Geschichten über Hebammen, welche Kinder töteten, um sie dem Teufel zu übergeben.

Kramer berief sich auf Augustinus und Thomas von Aquin

Heinrich Kramer berief sich zur Untermauerung seiner Thesen auf Augustinus (354-430) sowie Thomas von Aquin (1225-1274), beides große Persönlichkeiten der katholischen Theologie. Diese hatten sich in ihren Schriften bereits in philosophischer Hinsicht mit der Hexerei auseinandergesetzt. Kramer vereinfacht jedoch deren Aussagen oder interpretiert sie für seine Zwecke um.

Darüber hinaus befasst sich der “Hexenhammer” mit der praktischen rechtlichen Umsetzung der Hexenverfolgung. Kramer arbeitete Anleitungen zur Prozessführung aus und schildert anhand vielfältiger Beispiele detaillierte Regeln für Gerichtsverfahren gegen Hexen.

https://www.youtube.com/watch?v=JswCbETD1y8

"Die Frau ist das Werkzeug des Bösen" – Der Hexenhammer – "Als die Hexen brannten" – (https://www.youtube.com/watch?v=JswCbETD1y8)

Video: “Die Frau ist das Werkzeug des Bösen” – Der Hexenhammer und die Geschichte der christlichen Hexenverfolgung

Der Hexenhammer wurde ein Bestseller

Trotz der vielen Widersprüchlichkeiten und Unwahrheiten wurde der „Hexenhammer“ ein großer Erfolg. Kramer wählte effektvolle und alarmierende Formulierungen. Seine Ideen gewannen dadurch immer mehr Einfluss. Das päpstliche Edikt, das der Schrift vorangestellt wurde, verlieh dem Werk zudem einen offiziellen Charakter.

Das große Interesse an Kramers Buch beruhte aber auch noch auf anderen Ursachen. Im ausgehenden 15. Jahrhundert zog eine Kältewelle nach Mitteleuropa. Lange Winter und kühle Sommer führen zu Ernteausfällen und Nahrungsmittelknappheit. Gleichzeitig brach auf deutschem Gebiet eine Pestepidemie aus. Derartige Katastrophen wurden meist Hexen zugeschrieben.

Der Buchdruck beschleunigte die Verbreitung des “Hexenhammers”

Auch der durch Johannes Gutenberg neu aufgekommen Buchdruck beschleunigte die Verbreitung des Hexenhammers. Bis 1523 wurden allein 13 Ausgaben des Buches veröffentlicht, wahrscheinlich in einer Auflage von etwa 10.000 Exemplaren.

Doch schon zu Kramers Lebzeiten wurde Kritik am „Hexenhammer“ laut. Zur Zeit der Renaissance stieß die Inquisition bei immer mehr Menschen auf Ablehnung. In Spanien, Portugal, Italien und einigen weiteren Ländern wurden Gesetze erlassen, welche die Verfolgung von Hexen erschwerten.

In Deutschland blieb der Hexenhammer jedoch lange aktuell: Bis 1669 wurde er insgesamt 29 Mal veröffentlicht.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hexenhammer ein kontroverser und einflussreicher Text ist, der die Wahrnehmung der Hexerei im Spätmittelalter geprägt hat.

Das von Heinrich Kramer verfasste Traktat spiegelte nicht nur die Ängste und Überzeugungen seiner Zeit wider, sondern trug auch zur Eskalation der Hexenverfolgung bei.

Trotz seiner Eigenheiten und Einschränkungen ist der Hexenhammer für die heutige Forschung ein bedeutendes Werk, das den soziokulturellen Kontext und die theologischen Debatten über Hexerei im 15. Jahrhundert widerspiegelt.

Der nachhaltige Einfluss des Buches auf das Verständnis der Hexenverfolgung und der Entstehung von Massenphänomenen machen es zu einem wichtigen Thema für Studien zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte.

Den Originaltext des Hexenhammers kann man hier nachlesen.

Häufige Fragen und Antworten zum Thema (FAQ)

Woher kommt der Name “Hexenhammer”?

Der Name “Hexenhammer” stammt von der lateinischen Bezeichnung “Malleus Maleficarum”. “Malleus” bedeutet “Hammer” und “Maleficarum” ist der Genitiv Plural, was auf die damalige Vorstellung von Hexerei als sexuellem Pakt mit dem Teufel hinweist.

Inwiefern spiegelt das Weltbild von Heinrich Kramer die soziokulturellen Gegebenheiten seiner Zeit wider?

Heinrich Kramers Handeln sowie sein Werk “Der Hexenhammer” spiegelt die Frauenfeindlichkeit sowie den mittelalterlichen Glauben an das Mystische wider.
Das Buch diente als Instrument zur Rechtfertigung der Verfolgung von Frauen und entsprach damit den vorherrschenden gesellschaftlichen Hierarchien und religiösen Überzeugungen, welche Frauen benachteiligten und dämonisierten. Es kann aber auch als Auflehnung gegen erste aufklärerische Tendenzen betrachtet werden, die im 15. Jahrhundert ihren Anfang nahmen.

Gab es seitens der Kirche auch Widerstand gegen Kramers Ideen?

Einige theologische Gelehrte leistet Widerstand gegen Heinrich Kramer Ideen. Sie äußerten – trotz gefährlicher Konsequenzen – Kritik am “Hexenhammer” und hielten Hexerei bzw. Zauberei für unmöglich. Zu diesen Gelehrten zählte zum Beispiel Erasmus von Rotterdam und der Bischof von Brixen Georg Golser.

Drohte Kramer eine Gefängnisstrafe?

Im Jahr 1474 beleidigte und verleumdete Kramer in einer Predigt den Kaiser, was das Bild seines unbeherrschten und streitlustigen Charakters unterstreicht. Nur die Intervention des dominikanischen Ordensmeisters bewahrte ihn vor einer Gefängnisstrafe.
Zudem wurde Kramer beschuldigt, Kirchengelder veruntreut zu haben. Auch dies blieb ohne Folgen – möglicherweise aufgrund guter Beziehungen, was heute nicht mehr eindeutig nachvollziehbar ist. Danach wurde ihm jedoch keine finanzielle Verantwortung mehr übertragen.

Welche Klischeebilder hat der Hexenhammer verbreitet, die bis heute fortbestehen?

Durch die Verbreitung des Hexenhammers wurden bildliche Darstellungen von Magierinnen und Hexen populär, die auf den Ideen von Kramer basierten. Dadurch entstand das heute noch bekannte Klischeebild von Hexen, die nachts auf einem Besen durch die Luft reiten.

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