Bei der „Göttlichen Komödie“ handelt es sich um das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321). Es gilt als das wichtigste Werk der italienischen Literatur und als das meistübersetzte literarische Werk der Welt. Doch was macht die “Göttliche Komödie” so besonders?
Dante machte sich selbst zur Hauptfigur
Der erste bemerkenswerte Fakt ist, dass Dante sich selbst zur Hauptfigur seiner Erzählung machte. Er beschreibt eine Reise durch die drei Welten des Jenseits, entsprechend der christlichen Vorstellung: Himmel, Hölle und Fegefeuer.
Die Reise beginnt in der Hölle, durch welche Dante von seinem großen Idol, dem römischen Lyriker Virgil, geführt wird.
Dort treffen die beiden auf die Seelen von Verstorbenen, die sich zu Lebenzeiten der Sünde hingegeben haben – wie Wollust oder Habgier – und dafür ewige Strafe erleiden.
Virgil führt Dante daraufhin zum Berg des Fegefeuers, wo er auf diejenigen trifft, die Buße tun, um ins Himmelreich aufgenommen zu werden. Diese Seelen erleiden Strafe, indem sie gezwungen werden, den Berg immer höher zu klettern, bis sie auf seinem Gipfel das Paradies erreichen.
Hier endet Virgils Reise. Da er als Heide die Taufe nicht empfangen hat, ist er von der Erlösung ausgeschlossen.
Im Paradies übernimmt Dantes Jugendliebe Beatrice die Führung. Dante verband mit der schönen Patrizierin aus Florenz eine so innige Liebe, dass er ihr in seiner Komödie ein literarisches Denkmal setzte.
Beatrice begleitet die Seelen durch neun himmlische Sphären, bevor sie in Gottes Gegenwart jenseits von Zeit und Raum ankommen, wo alle Geschöpfe in ewiger Harmonie zusammenleben. Dies markiert das Ende von Dantes Reise durch die Welten des Jenseits.
Auftritt historischer Figuren
Auf seiner Reise begegnet Dante großen historischen und mythische Figuren und Zeitgenossen wie Alexander dem Großen, Kleopatra, Odysseus, Dionysos, Brutus, Petrus, Judas und Cassius.
Diese erzählen aus ihrem Leben und schildern ihre Theorien über Kosmologie, Philosophie, Moral und Religion.
Ein Werk aus 14.233 Versen
Die „Göttliche Komödie“ setzt sich aus sage und schreibe 14.233 Versen zusammen. Das Werk ist in drei Teile gegliedert, die jeweils aus 33 Strophen bestehen. Jede Strophe besteht wiederum aus drei Versen.
Mit dieser Form spricht Dante die göttliche Dreifaltigkeit sowie die angeblichen 33 Lebensjahre von Jesus Christus und die drei Welten des Jenseits – Himmel, Hölle und Fegefeuer – an.
Eine vollständige und freizugängliche deutsche Übersetzung der “Göttlichen Komödie” findet man hier (PDF-Download).
Ist die „Göttliche Komödie“ tatsächlich eine Komödie?
Viele werden sich fragen, warum Dantes Werk den Begriff „Komödie“ im Titel trägt. Handelt es sich tatsächlich um eine Komödie?
Im Altertum verstand man unter dem Begriff „Komödie“ noch etwas anderes als heute. Die „Göttliche Komödie“ ist somit nicht als humorvolles Schauspiel, sondern als ein gesellschaftskritisches Werk mit „Happy End“ zu verstehen.
Die Komödie bildet das Gegenstück zur Tragödie. Die Tragödie ist anfangs tugendhaft und friedlich, am Ende aber erschreckend und aufwühlend. Bei der Komödie verhält es sich genau umgekehrt. Sie erzeugt anfangs Abscheu, endet aber glücklich.
Diese Merkmale weist auch Dantes „Göttliche Komödie“ auf. Sie beginnt mit der erschreckenden Darstellung der Hölle und endet dann aber mit dem Einzug ins Paradies.
Großer Einfluss auf die italienische Sprache
Das „Göttliche Komödie“ beeinflusste maßgeblich die Entwicklung der italienischen Sprache im Mittelalter: Bis zum 12. Jahrhundert wurde die Literatur ausnahmslos in Latein abgefasst. Die „Göttliche Komödie“ war das erste italienischsprachige Werk.
Wer war Dante Alighieri?
Dante wurde im Jahr 1265 in Florenz geboren. Über seine Jugendjahre weiß man wenig. Dantes Familie gehörte dem reichen Stadtadel an. Er besuchte die Schule und erwarb rudimentäre Lateinkenntnisse.
Sein Vater war wahrscheinlich Geldleiher. Ein Beruf, der wohl auch für Dante vorgesehen war. Seine Mutter soll früh verstorben sein.
Als junger Mann schloss er sich einer Gruppe junger florentinischer Dichtern an. Zudem war er politisch aktiv.
Die Ghibellinen und Guelfen
Dante zählte zu den sogenannten Ghibellinen (Kaisertreue), die sich ständig im Konflikt mit den sogenannten Guelfen (Anhänger des Papstes) befanden.
Die oft blutigen Auseinandersetzungen zwischen Papst- und Kaisertreuen sorgten zu dieser Zeit in vielen italienischen Städten für Angst und Schrecken.
Die Lage in Florenz wurden mit der Zeit immer turbulenter. Die Ghibellinen und Guelfen spalteten sich in zahlreiche verfeindete Fraktionen auf.
Die Entstehung der “Göttlichen Komödie” im Exil
Zudem kam es im Jahr 1300 in Florenz bei einem Besuch eines päpstlichen Gesandten zu Unruhen. Über die Stadt wurde deshalb der Kirchenbann verhängt.
Als Papstkritiker drohte Dante der Tod auf dem Scheiterhaufen. Deshalb ging er ins Exil und hielt sich in verschiedenen italienischen Städten auf, unter anderem in Treviso, Verona, Venedig und ab 1318 in Ravenna. In Ravenna schrieb er schließlich von 1307 bis 1321 seine “Göttliche Komödie”.
Dante und das Papsttum
Dante ging mit den Päpsten seiner Zeit hart ins Gericht, da er das Papsttum als moralisch korrupte Institution ansah. So prangerte er die Verfehlungen einiger Päpste (z.B. Cölestin V. und Bonifaz VIII.) in seinem politischen Werk “Monarchia” an.
Papst Bonifaz VIII. bezeichnete er in seiner “Göttlichen Komödie” als “Fürst der neuen Pharisäer”. Im Laufe der Handlung lässt er den Apostel Petrus auftreten, der Bonifaz vorwirft, sich das Papstamt angemaßt zu haben: “Er hat aus meiner Grabstätte eine Kloake gemacht, voll Blut und Gestank”.
Aus der Sicht Dantes hatte Bonifaz die moralische Verkommenheit der Kirche auf die Spitze getrieben. Das Papsttum sei zur “Hure” der Machtbesessenen verkommen.
Dantes Talent war sowohl literarischer als auch politischer Natur
Doch Dantes Kritik war nicht so plump, wie sie sich anhören mag. Sein Talent war sowohl literarischer als auch politischer Natur. Er analysierte die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit sehr genau, brachte Missstände ans Tageslicht und wusste seine Kritik gekonnt in seine literarischen Werke einzuflechten.
Der französische Philosoph Etienne Gilson lobte ihn für seine “maßgebliche Rolle in der Geschichte der politischen Philosophie des Mittelalters”. Dem Politikwissenschaftler Eric Voegelin zufolge war er ein größerer Theoretiker als Aristoteles und Thomas von Aquin.
Blütezeit der italienischen Literatur
Zusammen mit Giovanni Boccaccio (1313-1375) und Francesco Petrarca (1304-1374) bildete Dante eine Troika, welche Italien im 14. Jahrhundert die Blütezeit der Literatur bescherte.
Dante liegt in Ravenna begraben. Der Renaissance-Maler Raffael erschuf zudem ein Profilbild von Dante, welches aktuell die Rückseite der italienischen Zwei-Euro-Münze ziert.
Fazit
Die Göttliche Komödie von Dante Alighieri ist eines der größten literarischen Meisterwerke aller Zeiten. Durch seine epische Reise aus den Tiefen der Hölle, hinauf auf den Berg des Fegefeuers und schließlich in die himmlischen Gefilde des Paradieses hat Dante die Leser jahrhundertelang mit seinen tiefgründigen Einsichten gefesselt.
Die allegorische Struktur des Werks erlaubt es Dante, das gesamte Spektrum des moralischen Universums zu erforschen – von den dunkelsten Sünden bis hin zu den erhabensten Tugenden. Seine lebendigen Beschreibungen des Lebens nach dem Tod haben sich tief in die westliche Vorstellungswelt eingeprägt und prägen Kunst, Literatur und Populärkultur bis heute.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema (FAQ)
Die neun Höllenkreise in Dantes “Göttlicher Komödie” stellen eine detaillierte Darstellung der verschiedenen Sünden und Strafen in der Unterwelt dar, die immer schlimmer werden, je tiefer man in die Hölle hinabsteigt.
1. Höllenkreis: Hier handelt es sich um den Limbus, in dem sich die ungetauften aber unschuldigen Seelen befinden, darunter antike Dichter und Philosophen.
2. Höllenkreis: Sündige Liebespaare werden von einem höllischen Wind immer wieder auseinander getrieben.
3. Höllenkreis: Der dreiköpfige Höllenhund Cerberus quält die Schlemmer und Nimmersatten.
4. Höllenkreis: Habgierige, Geizige und Verschwender wälzen heulend Steinlasten.
5. Höllenkreis: Die Zornigen zerfleischen sich im stinkenden Stygischen Sumpf gegenseitig.
6. Höllenkreis: Hier sind die Ketzer und die von der Kirche Geächteten in flammenden Gräbern gefangen.
7. Höllenkreis: Tyrannen, Mörder, Selbstmörder und Gotteslästerer werden in kochendes Blut getaucht und in einer Wüste mit Feuerregen gequält.
8. Höllenkreis: Verführer, bestechliche Beamte und Priester, Heuchler und Diebe werden in einem riesigen Steintrichter mittels verschiedenster Grausamkeit bestraft.
9. Höllenkreis: Verräter sowie Bruder- und Vatermörder sind in einem Eissee gefangen. Sie gelten als die schlimmsten Sünder und sind somit am weitesten vom Himmel entfernt.
Ein Bild mit dem Namen “Dantes Inferno” gibt es nicht. Jedoch wird das Gemälde “Mappa dell´ Inferno” von Sandro Botticelli (1445 – 1510) oft fälschlicherweise so genannt. Das Bild stellt die neun Höllenkreise aus der “Göttlichen Komödie” dar.
Eine Totenmaske von Dante kann im “Palazzo Vecchio” in Florenz besichtigt werden.
Dante Alighieri erlag im Alter von 56 Jahren einer Erkrankung, die er sich während einer diplomatischen Mission nach Venedig zugezogen hatte. Um welche Krankheit es sich handelte, ist nicht überliefert.
Ja, es gibt mehrere Nacherzählungen für Kinder, wie z.B. von Daniele Aristarco und Marco Somà (Carl-Auer Verlag) sowie von Jona Tomke (Books on Demand).
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Quellen und weiterführende Literatur:
- Alighieri, Dante/Carl Streckfuß: Die göttliche Komödie: Kommentierte Ausgabe mit über 1600 Annotationen, Jazzybee Verlag, 25.05.2016
- Förster, Birte/Dante Alighieri: Dantes Verse, 1. Aufl., Wallstein, 11.10.2021
- Scholten, Hans: Die Entzünder der Renaissance: Dante Alighieri, Francesco Petrarca, Giovanni Boccaccio, 1. Aufl., epubli, 21.09.2018
- https://www.spektrum.de/news/dante-vor-700-jahren-starb-der-schoepfer-der-goettlichen-komoedie/1893133
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/dante-und-die-goettliche-komoedie-vom-inferno-zum-paradies-100.html
- https://www.visittuscany.com/de/ideen/dante-biografie/
Beitragsbild: Dantes “Göttliche Komödie” – Domenico di Michelino, Public domain, via Wikimedia Commons
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