Stell Dir vor, Du fliegst im Jahr 1927 in einer kleinen Propellermaschine allein über den Atlantik, ohne moderne Navigationshilfen und ohne Funkverbindung. Dieses unglaubliche Kunststück vollbrachte Charles Lindbergh mit seinem Flugzeug „Spirit of St. Louis“.
Steckbrief
- Name: Charles Lindbergh
- Geboren: 04.02.1902 in Detroit, Michigan (USA)
- Gestorben: 26.081974 in Kīpahulu, Hawaii (USA)
- Beruf: Pilot
- Verheiratet: Anne Spencer Morrow Lindbergh
- Kinder: aus der Ehe mit Anne Spencer Morrow Lindbergh: Charles Augustus III., Reeve und Scott Lindbergh, Jon und Land Morrow Lindbergh, Anne Spencer Lindbergh / aus dem Verhältnis mit Brigitte Hesshaimer: Dyrk, Vago, David und Christoph Hesshaimer, Astrid Hesshaimer Bouteuil / die beiden Kinder aus der Beziehung mit der Sekretärin Valeska sind namentlich nicht bekannt
Vom Stunt- zum Post-Piloten
Lindbergh begann im Alter von 20 Jahren mit der Fliegerei. Er war eine Zeit lang als Kunstflieger tätig und führte waghalsige Stunts vor. Zudem arbeitete er als Heeresflieger bei der US-Armee. Später wurde er Luftpostpilot auf der Strecke von St. Louis nach Chicago.
Insgesamt viermal flog Lindbergh Flugzeuge, bei denen die Motoren ausfielen und er sich mit dem Fallschirm in Sicherheit bringen musste. Deshalb erwarb er sich den Spitznamen “Lucky”.
Schon die Vorbereitung des Flugs gestaltete sich schwierig
Doch wie kam es zu Lindberghs Transatlantikflug? Ein Franzose bot 25.000 Dollar für einen Piloten, der ohne Zwischenlandung die Strecke von New York nach Paris bewältigt. Lindbergh faszinierte die Idee. Er bewarb sich als Pilot und wurde tatsächlich für das Vorhaben ausgewählt.
Doch bereits bei der Vorbereitung des gewagten Projekts stieß er auf große Schwierigkeiten.
Sein 237 PS starker Eindecker “Spirit of St. Louis” musste modifiziert werden, um die erforderliche Treibstoffmenge mitführen zu können. Um die ungewohnte Gewichtszunahme zu kompensieren, verzichtete Lindbergh sogar auf ein Funkgerät und entschied sich nach Kompass und Sternen zu navigieren.
Wenn man den Kopf in den Schneesturm steckt
Am 20. Mai 1927 hob Lindbergh mit seiner Maschine von Flugplatz “Roosevelt Field” in New York ab. Er kam anfangs gut voran, geriet aber nach 11 Stunden in einen Schneesturm bei Neufundland.
Lindbergh musste sich anstrengen, um das Flugzeug mit gefrorenen Tragflächen auf Kurs zu halten. Außerdem machte sich Müdigkeit breit. Deshalb streckte er seinen Kopf aus dem Fenster in den eisigen Wind, um nicht einzuschlafen.
Hunger und Erschöpfung
Auch der Hunger war ein Problem, denn Lindbergh hatte nur ein paar Brote und ein wenig Schokolade bei sich. 27 lange Stunden später kam am frühen Nachmittag die irische Küste in Sicht. Aber der erschöpfte Pilot hatte noch über fünf Stunden Flug vor sich.
Am 21. Mai 1927 landete die “Spirit of St. Louis” um 22.22 Uhr auf dem Pariser Flughafen Le Bourget, wo Lindbergh von einer großen Zuschauermenge enthusiastisch empfangen wurde. Nach mehr als 33 Stunden Flug hatte der Amerikaner jedoch nur einen Wunsch: schlafen.
Die Zeit nach dem Transatlantikflug
Nach Lindberghs historischen Flug über den Atlantik feierte ihn die Welt als neue Luftfahrtlegende. In den Vereinigten Staaten avancierte er schnell zum Nationalhelden. Aufgrund seiner Verdienste wurde er zudem zum Reserveoffizier der U.S. Air Force ernannt.
In den darauffolgenden Jahren engagierte sich Lindbergh weiterhin in der Luftfahrt und setzte sich für den Ausbau des Luftverkehrs ein. Er arbeitete mit mehreren Fluggesellschaften zusammen, um die Sicherheit des Flugverkehrs zu verbessern.
Zwei Jahre nach seinem Transatlantikflug heiratete Lindbergh Anne Morrow, die Tochter des amerikanischen Botschafters in Mexiko-Stadt. Doch Lindberghs Ruhm hatte auch Schattenseiten. “Überall werden Fotos gemacht und Interviews gefordert” beklagte er sich. Das öffentliche Interesse an seiner Person empfand er mehr als Last denn als Anerkennung.
Im Jahr 1934 beteiligte sich Lindbergh an der Ausarbeitung des Air Mail Act. Mit diesem Gesetz wurde ein System zur Regulierung der kommerziellen Luftfahrt geschaffen und höhere Sicherheitsstandards eingeführt.
In späteren Jahren veröffentlichte Lindbergh seine Autobiographie mit dem Titel “Mein Flug über den Ozean”. Das Buch wurde 1954 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.
Die Entführung von Lindberghs Sohn
Im Jahr 1932 ereilte die Familie Lindbergh ein harter Schicksalsschlag: Lindberghs damals 20 Monate alter Sohn wurde entführt und ermordet. Für Charles Lindbergh war die Entführung und der Tod seines Kindes ein tiefer, nicht zu überwindender Schmerz.
Die Tragödie um Lindberghs Sohn wurde von der Presse rücksichtslos ausgeschlachtet. “Dieses Verbrechen wurde von zwei Personen begangen, den Entführern und der Presse” soll Lindbergh gesagt haben. Sein später geborener Sohn John wurde ebenfalls von Fotografen verfolgt, und so wanderte die Familie 1935 nach England aus.
War Lindbergh ein Nazi?
Lindbergh genoss war großes Ansehen, doch sein Ruf litt unter seinen kontroversen politischen Ansichten, die von Rassismus und Antisemitismus geprägt waren. Er war ein Befürworter der Eugenik und glaubte an die Überlegenheit der weißen Rasse. Außerdem sympathisierte er mit Nazi-Deutschland und vertrat antisemitische Auffassungen. Diese Überzeugungen schadeten seinem Image und überschatteten seine Beiträge zur Luftfahrtgeschichte.
Im Jahr 1938 nahm Lindbergh sogar das “Großkreuz des Deutschen Adlerordens” von Hermann Göring entgegen. Mit dieser Auszeichnung wurden in Nazi-Deutschland ausländische Staatsangehörige geehrt, die sich um das Deutsche Reich “verdient gemacht” haben. Lindbergh lobte in diesem Zuge die deutsche Luftwaffe als die beste in Europa.
In den Jahren 1940 und 1941 wurde Lindbergh obendrein zum prominentesten Vertreter des “America First Committee”, einer Organisation, die darauf abzielte, die Vereinigten Staaten aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten.
Einige Geheimnisse nahm Lindbergh mit ins Grab
Trotz seiner Sympathie für die Nazis, war Lindbergh im zweiten Weltkrieg als Berater der US-Pazifik-Streitkräfte tätig. Nach Ende des Krieges soll er für die CIA gearbeitet haben und in Zuge dessen viel durch Europa gereist sein. In welchem Auftrag er für die CIA tätig war, ist bis heute nicht geklärt.
Im Jahr 1974 starb Lindberg an einem Lymphom. Erst viele Jahre nach seinem Tod wurde bekannt, dass er in Europa zwei weitere “Familien” mit insgesamt sieben Kindern hatte.
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Literatur:
- Berg, Andrew Scott: Charles Lindbergh: ein Idol des 20. Jahrhunderts, 01.01.1999
- Fleming, Candace: The Rise and Fall of Charles Lindbergh, National Geographic Books, 11.02.2020
- Hesshaimer, Dyrk/Rudolf Schröck/Astrid Bouteuil/David Hesshaimer: Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh: der berühmteste Flugpionier aller Zeiten – seine wahre Geschichte, 01.01.2005
- Kuhlmann, Torben: Lindbergh, NorthSouth (NY), 01.10.2015
Beitragsbild: Charles Lindberghs’ Flugzeug “Spirit of St. Louis” im National Air and Space Museum – Ad Meskens, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Vielseitig interessierter und leidenschaftlicher Autor zu Themen, wie Geschichte, Philosophie, Technik, Wirtschaft, Literatur uvm.